Multiple Sklerose

MS – Multiple Sklerose

Die Krankheit der 1.000 Gesichter

Weltweit leiden circa 2.5 Millionen Menschen an der Autoimmunkrankheit (griechisch: auto = selbst) Multiple Sklerose. In Deutschland sind es schätzungsweise 130.000 und jedes Jahr kommen 2.500 Neuerkrankungen hinzu. Häufig erkranken Betroffene im Alter zwischen 20 und 40 Jahren.
Falsch programmierte Zellen befallen die Isolierung der Nerven und starke Entzündungen treten auf, dadurch schadet der Körper sich selbst. Symptome wie Schmerzen in den Gliedmaßen, Sehstörungen, Koordinationsschwierigkeiten und kognitive Störungen sind die Folge.

Multiple Sklerose

Die Rede ist von MS – Multiple Sklerose (Griechisch Multiplex = vielfach und Sklerose = hart). Nicht zu verwechseln mit Muskel – Schwund  oder einer psychischen Erkrankung.

Entzündungen treten an verschiedenen (multiplex) Orten auf und führen zu Verhärtungen beziehungsweise Vernarbungen (Sklerose).
Multiple Sklerose oder ED (Encephalomyelitis disseminate) ist unheilbar.  Es gibt lediglich Therapien, die die sogenannten Schübe reduzieren und die Lebensqualität sowie Selbstständigkeit erhalten sollen.  Allerdings ist es schwierig eine allgemein gültige Aussage zum Verlauf und der bestmöglichen Therapie zu stellen, da jeder Betroffene einen anderen Krankheitsverlauf aufweist.  Daher auch der Beiname „Krankheit der 1.000 Gesichter“.
„Kommen und gehen“ so würden viele Patienten die Krankheit beschreiben. Charakteristisch verläuft die Krankheit in Schüben, in anderen Fällen weisen diese Schübe eine kontinuierliche Steigerung auf und klingen nicht mehr ab.

Es gibt 3 Verlaufsformen:

  • schubförmiger remittierender Verlauf:
    Die Symptome zeigen sich über einen bestimmten Zeitraum und klingen danach wieder komplett ab. Verschiedene Zeiträume zwischen den Schüben sind möglich, von Tagen über Wochen bis hin zu Jahren. Die Nerven haben Zeit wieder eine Schutzhülle aufzubauen.
  • sekundär chronisch progredienter Verlauf:
    Bei dem Verlauf tritt die Krankheit erst in Schubform auf, bis zu einem Zeitpunkt, an dem die Symptome nicht mehr nachlassen und diese von da an stetig schlimmer werden.
  • primär chronisch progredienter Verlauf:
    Patienten dieses Verlaufs müssen die Krankheit ohne Schübe, in voller Form wegstecken.
    Das heißt, dass sich die Symptome von Zeit zu Zeit verstärken und die Nerven keine Chance zur Remyelinisierung haben. Die Myelinschicht baut sich nicht wieder auf und die Symptome lassen nicht nach. Dabei schreitet die Krankheit je nach Patient unterschiedlich fort.

Weitere Verlaufsformen:

Des Weiteren gibt es Mischformen oder Zwischenformen. Meistens verläuft die Krankheit aber erst schubförmig und geht dann in den chronischen Verlauf über (=sekundär chronisch progredient).
Es ist keine klassische Erbkrankheit, jedoch vermuten Forscher einen starken Anteil der Gene an der Erkrankung. Eine Ursache für die Erkrankung wurde noch nicht gefunden. Klar ist nur, dass das eigene Immunsystem gegen den Körper arbeitet.
An diesem Prozess sind das zentrale Nervensystem, die Myelinschicht (welche die Nerven isoliert), die Blut-Hirnschranke und das Immunsystem beteiligt:

  • Das zentrale Nervensystem ist unser Netzwerk. Vom Gehirn werden Signale, als elektrische Impulse, über die Nerven zu den betreffenden Stellen geleitet. Die Nerven sind umgeben und geschützt von Myelin.
  • Myelin ist die Isolierung der Nerven, ähnlich wie bei einem Kabel wirkt sie als Schutzhülle und sorgt dafür, dass die Signale in einer angemessenen Geschwindigkeit über die Nerven zum entsprechenden Ort gelangen. Wenn die Isolierung beschädigt ist, verlangsamt sich der Prozess oder bleibt im schlimmsten Fall komplett aus.
  • Die Blut-Hirnschranke ist eine Barriere, welche verhindert, dass Gifte, Antikörper, Viren, Bakterien oder Zellen, die dort nichts zu suchen haben, in das zentrale Nervensystem gelangen.
  • Unser Immunsystem ist wie die Polizei in unserem Körper. Wenn Viren und Bakterien in unserem Körper sind, dann agiert das Immunsystem als Abwehr.

Die Rolle des Thymus bei MS-Erkrankten

Viele körpereigene Zellen versuchen Bakterien und Viren abzuwehren, dabei kommen viele unserer Zellen zusammen (Fresszellen, T-Zellen, B-Zellen, Blutkörperchen). Botenstoffe werden ausgeschüttet, um „Unterstützung“ anzufordern und das Bakterium zu bekämpfen. Einige  Zellen, die unserem Immunsystem angehören gehen „zur Schule“. Eine Schule unseres Körpers ist der Thymus, oder die Thymusdrüse. Der Thymus liegt in unserem Brustkorb, hinter dem Brustbein, oberhalb vom Herzen. Dort sorgt die Drüse für die Entwicklung unseres Immunsystems, deshalb zählt sie zu den primären lymphatischen Organen, so wie das Knochenmark. Zellen die noch in der Entwicklung stecken wandern vom Knochenmark in die Thymusdrüse und lernen dort ihre eigentliche Aufgabe:

In der Thymusdrüse, auch Bries genannt, werden T-Zellen (T für Thymus) geschult. Sie lernen körpereigene Strukturen zu tolerieren und von Körperfremden zu unterscheiden, dies wird als Selbsttoleranz bezeichnet. Aber bei einem MS-Erkrankten werden die T-Zellen falsch programmiert in den Körper entlassen und gelangen durch die Blut-Hirnschranke in unser zentrales Nervensystem (ZNS). Dort sehen sie die Myelinschicht als Gegner und greifen diese an. Die Zellen senden Botensstoffe aus und das Immunsystem-Team kommt zusammen, um die T-Zellen zu unterstützen.

Das eigene Immunsystem sieht körpereigenes Gewebe als Fremdkörper an und bekämpft es

Dabei wird die Myelinschicht teilweise bis komplett zerstört und starke Entzündungen entstehen an der betroffenen Stelle. Da die Myelinschicht eigentlich für eine reibungslose und schnelle Übermittlung der Signale vom Gehirn sorgt, wird dieser Signalfluss gestört. Die Multiple Sklerose ist sehr vielseitig und daher schwierig zu diagnostizieren. Die meisten Anfangssymptome könnten auch durch andere Krankheiten hervorgerufen werden. Deshalb ist eine Erkrankung im Frühstadium nicht eindeutig diagnostizierbar.

Symptome

Häufig beginnt die Multiple Sklerose mit Symptomen in Armen und Beinen, später an den Augen und mit Koordinationsschwierigkeiten beziehungsweise Gleichgewichtsstörungen. Die Ausprägung der Symptome scheint in Abhängigkeit zu dem Alter zu stehen, in dem man erkrankt ist. Statistisch betrifft MS doppelt so häufig Frauen wie Männer. Dies verändert sich bis zum 40. Lebensjahr, wo die geschlechtsspezifische Häufigkeit einen nahezu gleichen Wert hat. Forscher vermuten einen hormonell bedingten Hintergrund.

Wenn der Verdacht auf Multiple Sklerose besteht dann fallen eine Reihe von Untersuchungen an:

1) Die Koordination und Motorik wird durch einen Arzt kontrolliert.
2) Eine neurologische Untersuchen bezogen auf den Sehnerv nennt sich „Schachbrettmuster-Untersuchung“. Das Auge gibt elektrische Impulse an das Gehirn, deren Geschwindigkeit wird gemessen und eine hohe Verzögerung deutet dann auf eine Multiple Sklerose hin.
3) MRT: Zur Aufnahme des Gehirn und eventuellen Veränderungen oder Verhärtungen.
4) Lumbalpunktion oder Liquor Diagnostik: Untersuchung des Nervenwassers. Man prüft das Nervenwasser auf bestimmte Eiweißkörper und deren erhöhtes Vorkommen deutet dann auf eine Entzündung im ZNS und daher auf eine MS hin.

Um die Diagnose einer Multiplen Sklerose zu bestätigen, werden häufig die McDonald-Kriterien angewandt. Dabei handelt es sich um Symptome und Befunde aus den Untersuchen, die je nach Auftreten oder Ausbleiben eine Diagnose absichern oder ausschließen.
Wenn Multiple Sklerose diagnostiziert wurde, werden meist die ersten Schritte in die Therapie eingeleitet.

Die wichtigsten Aspekte der Multiplen Sklerose Multiple Sklerose

Infografik Multiple Sklerose

weiterführende Links:
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