Noroviren

Noroviren

Früher Magen-Darm, heute Norovirus

Früher wurden Noroviren auch Norwalk-Viren genannt. Sie wurden 1972 das erste Mal nachgewiesen und gehören zur Familie der Caliciviridae, der Name leitet sich vom lateinischen Wort Calix ab, was so viel wie Becher oder Kelch bedeutet, und sich auf die Oberflächenstruktur der Viren bezieht. Der Norovirus ist weltweit verbreitet. In Deutschland sind Noroviren eine der häufigsten Ursachen für Durchfallerkrankungen. Schätzungsweise jede 3. Magen-Darm-Grippe bei Kindern und 50% aller Fälle bei Erwachsenen gehen auf das Konto der Noroviren.

Diese virale Durchfallerkrankung ist hochansteckend. 10-100 Viren reichen aus, um die Erkrankung auszulösen. Selbst 48h bis 2 Wochen nach Abklingen der Symptome kann man noch Überträger der Noroviren sein. Im Prinzip kann jeder an den Norovieren erkranken, häufig betroffen sind vor allem Kleinkinder, meist unter 5 Jahren, und Senioren, meist über 70 Jahren.

Die Krankheit kann das ganze Jahr lang auftauchen, verfügt allerdings über eine saisonale Häufigkeit in den Herbst- und Wintermonaten (von Oktober bis März).

Die Übertragung findet fäkal-oral statt. Die Viren werden aus dem Stuhl und dem Erbrochenen ausgeschieden und gelangen über Kontakt, wie dem Händeschütteln, von Mensch zu Mensch und werden dann über den Mund aufgenommen, bevor sie in den Magen-Darmtrakt eindringen. Grund dafür kann eine Schmierinfektion, bedingt durch unzureichende Hygiene nach dem Toilettengang sein. Beim Erbrechen werden die Viren ebenfalls freigesetzt, sie befinden sich dann im Luftraum und werden so von anderen Personen im Mundraum aufgenommen. Zudem können Lebensmittel, Getränke und Gegenstände Überträger der Noroviren sein.

Die Inkubationszeit des Virus liegt bei wenigen Stunden bis zu Tagen, im Durchschnitt etwa 6-50 Stunden.

Sind die Viren in den Darm gelangt, dringen sie in die Darmwand ein. Dort zwingen die Viren die Darmzellen, die Wirtszellen, dazu weitere Viren zu produzieren. Dies geschieht so lange bis die Darmzellen zerstört sind. Ohne Darmzellen kann unser Körper keine Flüssigkeit aus der Nahrung ziehen. Die Folgen sind Durchfall und Flüssigkeitsverlust. Als Schutzmechanismus reagiert der Körper mit Erbrechen, um die fiesen Viren los zu werden. Als Konsequenz entsteht eine schwere Magen-Darm-Grippe. Der Flüssigkeitsverlust und die darauf folgende Elektrolytverschiebung können vor allem schwachen und älteren Menschen, sowie Kleinkindern große Schwierigkeiten bereiten. Im schlimmsten Fall führt dies zu Herz-Kreislauf-Versagen oder Nierenversagen.

Die ersten Symptome treten häufig bei völligem Wohlbefinden auf. Meist beginnt es mit plötzlich auftretendem Durchfall. Dann folgen Bauchkrämpfe und Bauchschmerzen. Der Körper reagiert jetzt auf die Viren mit schwallartigem Erbrechen und Übelkeit, bis der Betroffene ein schweres Krankheitsgefühl entwickelt. Der Körper ist angestrengt und man fühlt sich schwach, müde und träge. Im späteren Verlauf zeigen sich noch Kopf- und Gliederschmerzen, eventuell tritt eine leicht erhöhte Temperatur auf, Fieber. In schlimmeren Fällen wird einem durch den massiven Flüssigkeitsverlust und Elektrolytmangel schwindelig.

Die Symptome äußern sich meist in heftigem Ausmaß, klingen aber dafür schnell wieder ab und man hat die Erkrankung nach 1-2 Tagen überwunden.

Es gibt noch keine konkrete antivirale Norovirus-Behandlung. Antibiotika kann man nicht anwenden, da diese nur gegen bakterielle Erkrankungen ankämpfen können. Als Therapie wird lediglich versucht die Symptome zu bekämpfen. Der Flüssigkeitsverlust muss ausgeglichen werden und die verlorene Energie ersetzt werden. Zudem benötigt der Körper Ruhe, deshalb sollte man sich schonen. In schweren Fällen muss ein Krankenhaus aufgesucht werden, wenn man den Flüssigkeits- und Nährstoffverlust nicht natürlich ausgleichen kann. Im Krankenhaus werden dann Flüssigkeit, Elektrolyte und Nährstoffe über Infusionen durch die Vene oder Nasensonden in den Körper transportiert.

Bei leichten Symptomen sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Das bedeutet viel trinken und es sollte, soweit möglich, ausreichend und ausgewogen gegessen werden, um den Körper zu unterstützen und zu stärken. Gegen die Übelkeit und das Erbrechen kann nach Rücksprache mit einem Arzt ein Medikament eingenommen werden.

Risikopatienten sollten auf eine ärztliche Betreuung zurückgreifen. Zusätzlich kann eine Elektrolytlösung verordnet werden und es sollte noch mehr getrunken werden als normal, um dem Flüssigkeitsverlust und den Folgen entgegenzuwirken. Zu den Risikopatienten zählen:

  • Schwangere
  • Säuglinge
  • Kleinkinder
  • Ältere und geschwächte Menschen

Nach der Erkrankung ist man für eine geringe Dauer vorübergehend immun, man kann sich allerdings jeder Zeit wieder mit den Noroviren infizieren, da es viele verschiedene Formen der Human-Noroviren gibt. Der Körper hatte keine Chance ausreichend Sicherheitsmaßnahmen zu treffen.

Die Diagnose des Virus ist meist bedingt durch den typischen Verlauf und den Symptomen. Der eindeutige Nachweis kann nur in einem Speziallabor gegeben werden, da eine Anzüchtung der Viren nicht möglich ist. Im Normalfall wird kein eindeutiger Nachweis verlangt, es sei denn es gibt keine anderweitige Erklärung für den Durchfall oder es treten mehrere Fälle bei Menschen in einer Einrichtung, wie Kindergarten oder Altenheimen, auf. Wenn Noroviren im Stuhl nachgewiesen werden, besteht eine Meldepflicht an das zuständige Gesundheitsamt. Menschen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen oder Kindergartenkinder sind während des Zeitraums der Erkrankung freigestellt und dürfen erst nach mindestens zwei Tagen ohne Symptome wieder am Arbeitsplatz oder im Kindergarten auftauchen, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren.

Gegen Noroviren gibt es keine Schutzimpfung und man kann sich nicht komplett davor schützen, allerdings gibt es Vorbeugemaßnahmen, mit denen man das Infektionsrisiko reduzieren kann.
Generell sollte auf eine angemessene Hygiene, vor allem in Bezug auf die Handhygiene, geachtet werden. Regelmäßiges Händewaschen sollte vorausgesetzt werden, insbesondere nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen. Zudem sollten Lebensmittel, die roh gegessen werden, ausreichend gesäubert werden. Und Lebensmittel, die gekocht werden, sollten gründlich durchgegart werden. Besonders sollte man in der Saisonzeit der Noroviren, von Oktober bis März, auf seine Umwelt achten. Gerade Lebensmittelverkäufer sollten Handschuhe tragen und nicht mit Lebensmitteln und Geld gemeinsam hantieren, da von dem Geld Viren auf die Lebensmittel übertragen werden könnten.

In Deutschland steigen die Krankheitsfälle auf Grund der Noroviren an. Dies kann zum einen daran liegen, dass der Nachweis zwar immer noch aufwendig allerdings auch einfacher in den letzten Jahren geworden ist und die Meldepflicht 2001 eingeführt wurde, wodurch mehr Fälle bekannt werden. Zum anderen wird durch unzureichende Hygiene, Unwissenheit und Naivität die Krankheit öfter weitergetragen.

Die Verbreitung der Krankheit könnte durch einfache Maßnahmen eingegrenzt werden. Betroffene sollten in der Erkrankungszeit ihr eigenes Bad, ihre eigenen Hygieneartikel und Handtücher benutzen. Die Kleidung und Bettbezüge bedürfen einer mehrfachen Wäsche bei über 60 Grad. Die kontaminierten Flächen müssen öfters gründlich, am besten mit einem Einwegtuch, gesäubert werden. Und wenn man Desinfektionsmittel benutzt, sollte ein Mittel verwendet werden, welches auch gegen Viren wirkt. Handelsübliche und alkoholhaltige Mittel sind meist unwirksam.

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