Grippeimpfung

Grippeschutzimpfung in Zeiten von Corona – für wen ist sie sinnvoll?

Grippeschutzimpfung in der kalten Jahreszeit – was bringt sie und ist sie notwendig?

Wir alle müssen im laufe des Jahres unseren verstaubten Impfpass rauskramen und siehe da: Grippeschutzimpfung. Es wird kühler, die Bäume tragen bunte Blätter und der gute alte Regenschirm kommt immer öfter zum Einsatz – kein Zweifel: Der Herbst hält Einzug in Deutschland. Wie jedes Jahr bringt er auch eine alte, unbeliebte Bekannte mit, nämlich die saisonale Grippe (auch „Influenza“ genannt). Und wie jedes Jahr stellt man sich die Frage: Sollte ich mich impfen lassen? Gerade in Zeiten von Corona sind viele Menschen verunsichert – macht es Sinn, sich gerade jetzt die Grippeimpfung abzuholen, auch wenn man der herbstlichen Grippewelle sonst eher unbekümmert entgegengesehen hat? Diese und andere Fragen wollen wir heute klären.

Eins ist unumstößlicher Fakt: Auch ohne Corona ist die Impfung gegen die saisonale Grippe für viele von uns mehr als nur eine gute Idee. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch Instituts empfiehlt generell folgenden Risikogruppen, sich impfen zu lassen:

Risikogruppen:

  • Allen Personen ab 60 Jahren: Für ältere Personen besteht ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf der Influenza-Erkrankung – es kann zu verschiedenen Komplikationen kommen, darunter Lungenentzündungen oder sogar Herzinfarkte. Bei älteren Menschen wirkt die Impfung zwar erfahrungsgemäß weniger zuverlässig, das Risiko, an einer Grippe zu erkranken, lässt sich durchs Impfen aber dennoch im Mittel etwa halbieren! Studien zeigen zudem, dass der Verlauf einer Erkrankung bei erfolgter Impfung milder ist.
  • Allen Schwangeren ab dem 2. Trimenon, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung auch ab dem 1. Trimenon: Auch für Schwangere besteht ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer Grippeerkrankung, das mit verschiedenen physiologischen und immunologischen Veränderungen im Körper der Schwangeren zusammenhängt; selbige können bedingen, dass schwangere Frauen empfänglicher für virale Erreger sind. Auch chronische Grunderkrankungen sind ein starkes Argument dafür, sich auf jeden Fall impfen zu lassen. Dem ungeborenen Kind schadet die Impfung nicht – im Gegenteil, das Neugeborene profitiert sogar von der Impfung, da die Mutter Antikörper über die Plazenta weitergibt.
  • Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens: Dies können chronische Erkrankungen sein, etwa der Atmungsorgane, des Herzens, der Leber oder der Niere, aber auch neurologische Krankheitsbilder, Diabetes, MS, die durch Infektionen getriggerte Schübe aufweist, oder HIV. Auch bei dieser Personengruppe ist die Wahrscheinlichkeit für einen schweren oder tödlichen Verlauf der Influenza erhöht.

Weitere Risikogruppen:

  • Bewohnern von Alters- und Pflegeheimen
  • Personen, die als Infektionsquelle andere im selben Haushalt Lebende gefährden könnten, wenn diese zu einer der oben genannten Risikogruppen zählen.
  • Allen Personen, die berufsbedingt einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind:
  • Medizinisches Personal, das betreute Patienten anstecken könnte
  • Personen in Einrichtungen mit regem Publikumsverkehr
  • Alle, die als Infektionsquelle betreute Risikopersonen gefährden können
  • Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln: Zwar schützt die Impfung nicht vor der Vogelgrippe, aber Doppelinfektionen werden so vermieden.

Die Impfung gesunder Kinder dagegen empfiehl das RKI derzeit nicht. In der verfolgten Impfstrategie stehen Risikogruppen klar im Fokus. Dabei sind die Monate Oktober und November für die Durchführung der Impfung angeraten. Eine einmalige Impfung ist für die gesamte Saison ausreichend, wobei es circa zwei Wochen dauert, bis sich ein vollständiger Impfschutz gebildet hat. Bei der Impfung wird ein Totimpfstoff in den Muskel gespritzt, der als sogenannter „Vierfach-Impfstoff“ gegen alle vier in der Saison 2020/21 zirkulierenden Virusvarianten der Influenza wirksam ist und als gut verträglich gilt. Dabei kann die Grippeschutzimpfung zwar nicht immer verhindern, dass man eine Grippe bekommt, sie trägt aber z. B. dazu bei, dass ggfs. eine Erkrankung milder verläuft. Letztlich dient sie auch als Schutz aller Menschen im Umfeld, die nicht geimpft sind oder geimpft werden können (Stichwort „Herdenschutz“).

In Bezug auf COVID-19

So weit, so gut. Aber was ist zum Thema Grippe und Corona zu sagen?

Warum ist es so wichtig, dass sich insbesondere Risikogruppen gerade auch während der Corona-Pandemie gegen Grippe impfen lassen? Die Antwort ist schnell gefunden: Insbesondere während der COVID-19-Pandemie sollen schwere Verläufe der Grippe verhindert werden, um z. B. Engpässe in Krankenhäusern zu vermeiden. So kann verhindert werden, dass Intensivbetten und Beatmungsplätze, die für Corona-Patienten benötigt werden, durch an Grippe erkrankte Menschen, die durch eine Impfung eventuell eine Ansteckung hätten verhindern können, belegt werden. Gegen Corona kann man sich immerhin (noch) nicht impfen lassen, gegen die Grippe dagegen schon. Auf diese Weise kann das Risiko der eigenen Erkrankung minimiert werden und noch dazu kann man zur Entlastung des Gesundheitssystems und zum Schutz der Gemeinschaft beitragen.

Und was ist letztlich mit Gerüchten wie etwa, dass die Influenza-Impfung das Risiko, schwer am COVID-19 zu erkranken, erhöhen könnte? Auch hier ist das RKI deutlich: Diesbezüglich gibt es weder Hinweise noch ist dem RKI irgendeine Art von plausiblem physiologischem Mechanismus bekannt, der diesen Zusammenhang plausibel erklären könnte.

Schlussfolgerung

Die Botschaft ist klar: Lassen Sie sich auf jeden Fall impfen, wenn Sie zu einer der genannten Risikogruppen gehören. Es kann Ihnen (und ggfs. auch Ihren Mitmenschen) nur nutzen – nicht nur in diesem, sondern auch in den kommenden Jahren! Auch allen anderen Erwachsenen schadet es sich, sich eine Schutzimpfung abzuholen, auch wenn sie nicht ausdrücklich vom RKI empfohlen wird. Dabei bleibt – wie letztlich bei den meisten Impfungen – zu klären, ob Ihre Krankenkasse die Kosten übernimmt. Dies ist bei vielen Kassen der Fall, es kann aber sein, dass ein Eigenanteil zugezahlt werden muss. Viele Arbeitgeber übernehmen allerdings die etwaigen Kosten für eine Influenzaimpfung, um einem potentiellen Arbeitsausfall vorzubeugen. Erkundigen Sie sich doch mal in Ihrer Firma. Denn wie heißt es so schön: fragen kostet nichts – und Ihre Impfung ist dann eventuell für Sie ebenfalls kostenfrei!

Weitere Infos rund um die saisonale Grippe finden Sie auf der FAQ-Seite des RKI: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/faq_ges.html

Bleiben Sie gesund!

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