Affenpocken

Affenpocken – Zahlen, Daten, Fakten

Als hätte Corona uns nicht gereicht und als hätten wir nicht bereits mit genug Krisen zu kämpfen, dominiert mit der Ankunft der Affenpocken im Mai 2022 die nächste negative Schlagzeile viele Medien-Outlets. Inzwischen haben sich bereits in mehr als 75 Ländern Menschen mit Affenpocken infiziert – Ende Juli 2022 waren mehr als 16.000 bestätigte Fälle bekannt, knapp 2400 davon in Deutschland. Der Erreger ist also definitiv auf dem Vormarsch. Aber reicht das schon für eine neue Pandemie? Was wir über die Krankheit wissen und was man tun kann, um sich zu schützen, wollen wir uns heute einmal ansehen.

Was sind Affenpocken?

Das wissenschaftlich als Orthopoxvirus simiae (auch Monkeypox virus oder MPXV genannt) bekannte Affenpockenvirus stammt aus der Gattung der Orthopoxviren und ist somit mit klassischen humanen Pockenviren oder Zoonosen (also Infektionskrankheiten, die wechselseitig zwischen Tier und Mensch übertragen werden) wie den Kuhpockenviren eng verwandt. Diese Viren sind vor allem in West- und Zentralafrika bei Nagetieren verbreitet und wurden erstmals 1970 festgestellt. Außerhalb von Afrika traten die Affenpocken erstmals 2003 auf. Es handelt sich also nicht um ein neues Virus. Neu ist allerdings, dass sich derzeit Menschen anstecken, die zuvor nicht selbst in Afrika unterwegs gewesen sind.

Affen gelten bei dieser Erkrankung als sogenannte Fehlwirte – das bedeutet, dass das Virus Affen zwar befällt und krank macht, sich in ihnen aber nicht weiterentwickeln kann, weil es einen suboptimalen Wirtsorganismus vorfindet. Es kann so nicht auf einen Endwirt gelangen. Das Erregerreservoir des Virus, von dem die Infektion ausgeht, sind also nicht Affen, sondern sehr wahrscheinlich Nagetiere und Hörnchen.

Wie werden Affenpocken übertragen?

Der Ursprung der Affenpocken ist nicht abschließend geklärt, man geht aber davon aus, dass sie ursprünglich von Nagetieren auf den Menschen übertragen wurden. Die Infektion erfolgt dann meist durch Kontakt mit Blut, Gewebe oder Ausscheidungen infizierter Tiere.

Übertragungen von Mensch zu Mensch sind möglich, vor allem aber bei engem Kontakt. Insbesondere birgt hier der Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Schorf von Infizierten Risiken, etwa im Rahmen von sexuellen Handlungen oder bei Berührung von ausgeschiedenen Atemwegssekreten. Die gute Nachricht ist jedoch, dass die Krankheit nicht über Aerosole übertragen werden kann. Wie die Infektionsketten aussehen, ist derzeit noch nicht abschließend geklärt.

Was sind Symptome einer Erkrankung?

Zunächst sind hier allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, geschwollene Lymphknoten, Abgeschlagenheit oder Kopf- und Gliederschmerzen zu nennen. Zu den häufigsten Symptomen zählen die typischen Hautläsionen, also Flecken oder Pusteln. Diese können insbesondere im Anal- und Genitalbereich, am Rumpf sowie an Armen und Beinen auftreten. Aufgrund diese Läsionen kann die Erkrankung sehr schmerzhaft sein – circa 10 Prozent der Betroffenen kommen wegen starker Schmerzen in stationäre Behandlung. Diese Hautveränderungen heilen in der Regel binnen zwei bis vier Wochen von selbst ab. Die Inkubationszeit beträgt fünf bis einundzwanzig Tage – im Einzelfalle wohl auch zwei bis vier Tage. Im direkten Vergleich mit den klassischen Pocken, die glücklicherweise seit 1980 ausgerottet sind (Impfungen sei Dank!) gilt eine Erkrankung mit Affenpocken als weniger gefährlich. Dennoch kann es – ähnlich wie bei vielen anderen Virusinfektionen – in Ausnahmefällen auch zu schweren Verläufen mit Komplikationen wie Hirn-, Hornhaut- und Lungenentzündungen kommen. Nur sehr selten führt die Erkrankung zum Tod.

Wie kann man sich schützen?

Wie bei vielen Erkrankungen gilt, dass man am besten einen großen Bogen um sie macht. Da die Erreger aber natürlich unsichtbar sind, gilt auch hier: Der enge körperliche Kontakt zu symptomatischen Personen sollte gemieden werden; ist man selbst symptomatisch, sollte man die Symptome von einem Arzt abklären lassen und sich daraufhin ggfs. in Isolation begeben. Auch die üblichen Hygieneregeln greifen hier. In einem Merkblatt hat das RKI weitere Informationen veröffentlicht.

Am 25.07. hat die EU-Kommission zudem einen Affenpocken-Impfstoff zugelassen. Es handelt sich dabei aber nicht um einen neuen Impfstoff, sondern um ein Präparat. Dies wurde zuvor lediglich zur Behandlung „normaler“ Pocken oder Menschenpocken zugelassen. Auch gegen Affenpocken zeigt dieser Impfstoff eine hohe Wirksamkeit. Empfohlen wird die Impfung für bestimmte Risikogruppen sowie Menschen, die engen Kontakt zu mit dem Virus infizierten Personen haben.

Warum wurde der Gesundheitsnotstand ausgerufen?

Wegen der Vielzahl an Infektionen hat die WHO inzwischen den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Der Ausbruch von Affenpocken wurde zu einer Notlage von internationaler Tragweite erklärt. Die Entscheidung wurde mit der starken und schnellen Verbreitung des Virus begründet, der zuvor ausschließlich in Afrika vorkam. Diese höchste Alarmstufe der WHO soll nun die Dringlichkeit der Lage unterstreichen.

Diese Einstufung der WHO hat aber keine direkten praktischen Auswirkungen. Vielmehr soll sie die zuständigen Behörden der Mitgliedsstaaten dazu animieren, Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens zu ergreifen. Sensibilisierung von Ärzten, Aufklärung der Bevölkerung, Präventionsmaßnahmen wie die Isolation Infizierter und die Bereitstellung von Test- und Impfkapazitäten stehen hier im Vordergrund.

Es besteht also kein Grund zur Panik. Es zeigt sich, dass bisher ergriffene Maßnahmen wir Quarantäne von Betroffenen bereits Wirkung zeigen und auch aufgrund der Tatsache, dass die Affenpocken – anders als Corona – nicht über die Luft übertragen werden, kann man davon ausgehen, dass sich keine pandemische Lage entwickeln wird. Eine Gesundheitsgefährdung für die deutsche Bevölkerung schätzt das RKI als gering ein.

Alles weitere Wissenswerte hat das RKI in einem sehr umfänglichen FAQ zusammengetragen.

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